Für ein langes Bogenleben
Für viele Bogenschützen ist der Bogen der beste Freund. Aber Freundschaften werden manchmal stark strapaziert und gehören darum auch gepflegt. Wie man mit seinem besten Stück richtig umgeht, soll hier einmal kurz und bündig zusammengefasst werden. Deshalb hier die grundlegenden Regeln zum Umgang mit dem Langbogen und dem Recurve-Bogen. Für den reinen Holzbogen gilt: Bogen aus Naturmaterialien sind lebendig, mit ganz eigenem Charme und Charakter; sie sind darum aber auch mit erhöhter Aufmerksamkeit zu behandeln.
VOR DEM SPANNEN
Prüfe Bogen und Sehne, bevor du den Bogen aufspannst. Eine beschädigte Sehne wird sofort ersetzt, denn ein Sehnenriss könnte den Bogen zerstören. Die Ersatzsehne sollte dem Original entsprechen, eine zu dünne / zu leichte Sehne kann den Bogen zerstören.
Gib dem Bogen Zeit, sich an die klimatischen Verhältnisse anzupassen, bevor du ihn aufspannst.
Lass dem Bogen Zeit, sich an seine Krümmung zu gewöhnen, bevor du ihn ziehst. Ziehe den Bogen zuerst ein paar mal nur halb aus, steigere dann langsam auf den vollen Auszug („aufwärmen / aufpumpen"). Ein mit Fiberglas belegter Laminatbogen mag hier unempfindlich sein, vor allem ein Holzbogen aber wird dir die langsame Gewöhnung an seine Arbeit mit Leistung und Lebensdauer lohnen.
AUFSPANNEN UND ENTSPANNEN
Die beste Methode, den Bogen auf- und abzuspannen, ist die Verwendung einer Spannschnur. Der Bogen wird dabei völlig gleichmäßig belastet und ein Verdrehen der Wurfarme verhindert. Zu diesem Zweck hat der englische Langbogen eine extra Kerbe in der oberen Nocke. Alle anderen Bogen brauchen eine Spannschnur, die oben und unten so ein kleines Säckchen haben, das über die Tips gesteckt wird. Die Spannschnur unten und oben einhängen, den Bogen waagerecht halten, unterhalb des Griffs einen Fuß auf die Spannschnur stellen, den Griff nach oben ziehen bis der Bogen genug Krümmung hat, um die Sehne einzunocken. (Bei einem sehr kurzen Bogen darf die Spannschnur nicht zu lang sein, sie könnte beim Spannen von den Tips abrutschen.)
Die zweitbeste Methode: Lege die untere Wurfarmspitze deines Langbogens an die Innenseite deines linken Fußes, deine rechte Hand mit dem Ballen auf den Bogenrücken des oberem Wurfarmes, die Finger führen die Sehne. Mit der linken Hand den Bogen am Griff ziehen, die recht Hand rutscht auf dem Wurfarm nach oben, nimmt die Sehne mit, die Finger setzen die Sehnenschlaufe in die Kerbe. Vorsichtig die Spannung wegnehmen.
Eine dritte Methode ist nicht zu empfehlen! Insbesondere die Spanntechnik, bei der man in den Bogen hineinsteigt, birgt ein zu großes Risiko, dass der Bogen verdreht oder ein Wurfarm falsch belastet wird. Es kann einen gruseln, was man da manchmal zu sehen bekommt.
Danach immer prüfen, ob die Sehne auch richtig in den Nocken sitzt, und die Standhöhe kontrollieren. Die vom Bogenbauer angegebene Standhöhe einhalten. Mache dir hierzu auf einem Pfeil einen Strich, der bei eingenocktem Pfeil an der Bogenaußenseite liegt. Wenn sich die Sehne dehnt, wandert der Strich vor den Bogen, bei zu hohem Sehnenstand liegt der Strich im Griff. Die berühmte Faustregel mit dem ausgestreckten Daumen ist ungenau und natürlich nicht für jeden Bogen geeignet, denn je nach Bogenlänge und -bauart kann deine Hand zu klein oder zu groß für diese Kontrollmethode sein.
SCHIESSEN
Niemals einen Trockenschuss machen, d.h. den Bogen ziehen und lösen, ohne dass ein Pfeil geschossen wird! Die Energie, die der Pfeil normalerweise „mitnehmen" würde, schlägt hier voll in den Bogen zurück, was den Bogen zerstören kann. Extrem leichte Pfeile können wie ein Trockenschuss wirken!
Wenn mal jemand deinen Bogen ziehen möchte, sage am besten einfach nein. Wenn es doch sein soll, dann gib ihm auch deinen Pfeil dazu, um ein Überziehen des Bogens zu vermeiden. Ein guter Bogen ist auf eine bestimmte Auszugslänge hin gebaut, hier bringt er seine optimale Leistung, ein längerer Auszug kann den Bogen ruinieren. Deshalb niemals über die auf dem Bogen angegebene Auszugslänge hinaus ziehen. Nur wer seine Auszugslänge genau kennt und auch bei einem fremden Bogen akkurat einhalten kann, darf ohne Pfeil an der Sehne ziehen. Aber Achtung: Wer dabei auf der Bogenhand einen anderen Druckpunkt als der Besitzer hat, kann auch bei korrekter Auszugslänge den (Holz-)Bogen deformieren, weil der dann nicht mehr in der gewohnten Balance ist.
Insbesondere ein Holzbogen sollte nicht ruckhaft in den Auszug gezerrt werden, eine ruhig fließende Bewegung ist genau richtig. Genieße, was du tust, und schone dabei deinen Bogen und deine Muskeln.
Den Holzbogen nicht unnötig lange bei vollem Auszug halten, 1 bis 2 Sekunden sollte zum Zielen genügen.
Kein Stringwalking (verschiedene Positionen der Zughand auf der Sehne) machen. Vor allem ein Holzbogen „dankt" diese ungleichmäßige Belastung mit entsprechendem Set (dauerhafte Krümmung) des stärker belasteten Wurfarms.
NACH DEM SCHIESSEN
oder wenn du eine längere Pause machst, entspanne deinen (Holz-)Bogen. Ein gut gebauter Bogen übersteht zwar einen ganzen Turniertag unbeschadet, aber warum soll der arme Kerl Stress haben, während du dich entspannst?
Einen Holzbogen niemals entgegen seiner Biegerichtung krümmen. Das sog. Set des Bogens geht nach dem Schießen von alleine zurück. Wer hier nachhilft riskiert seinen Bogen.
Überprüfe den Bogen und die Sehne auf entstandene Schäden bzw. Verschleiß.
Einen im Regen nass gewordenen Bogen gründlich abtrocknen. Stecke ihn in eine Hülle, die ihn vor Stößen schützt, aber den Bogen atmen lässt.
PFLEGE DES BOGENS
Jeder Bogen braucht einen Oberflächenschutz, der das Eindringen von Feuchtigkeit weitgehend verhindert. Holzbogen sind oft nur geölt und gewachst, hier muss das Finish regelmäßig aufgebessert werden.
Moderne laminierte Bogen sind mit einem wasserfesten Lack endbehandelt. Falls im Lack Beschädigungen auftreten, bitte den Bogenbauer um Rat fragen. Aber auch hier kann im Notfall eine leichte Wachsschicht vor eindringendem Regen schützen.
Der Bogen ersetzt Spazierstock und Hacke nur unzureichend, außerdem kann er dabei Schaden nehmen, also bitte den Bogen nur zum Schießen verwenden.
LAGERUNG
Ein Bogen wird am besten waagrecht auf dem Rücken liegend aufbewahrt, damit die Wurfarme sich wieder in ihre Ruhestellung senken können. Insbesondere Holzbogen brauchen die Möglichkeit, sich nach dem Schießen wieder gerade zu strecken, laminierte Glasfiberbogen sind da weniger empfindlich.
Damit der entspannte Bogen sich wieder strecken kann, darf das obere Sehnenöhrchen nicht so eng sein, dass es auf dem Wurfarm klemmt. Damit die lockere Sehne aber nicht vom Bogen rutscht und sich aufdreht, empfiehlt sich die Verwendung eines (Gummi-) Bandes als Sehnenhalter.
Den Bogen nicht in einem überhitzten Raum, über einer Heizung oder dem Kamin aufhängen. Ebenso wenig aber in einem feuchten Keller oder einem Gartenschuppen. Wo du dich wohlfühlst, tut es dein Bogen auch.
Den Bogen niemals(!) an einem heißen Sommertag in deinem von der Sonne beschienenen Auto liegen lassen. Die Hitze darin lässt jede Klebefuge weich werden, dein Bogen geht nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz konkret „aus dem Leim". Ein reiner Selfbow (aus einem Stück Holz ohne Verleimungen) hat hier zwar Vorteile, aber auch er mag diese Misshandlung überhaupt nicht leiden, schon gar nicht in gespanntem Zustand (Holz wird schließlich unter Hitze geformt!)
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